Digital Assets

Digital Assets

1. Prognose Marktentwicklung für digitale Vermögenswerte

Laut einer Prognose von Statista wird der Markt für digitale Vermögenswerte in Europa 2025 bereits ein Volumen von ca. 1 Billion Euro erreichen und sich in den darauffolgenden fünf Jahren mehr als verfünffachen.

Derzeit ist die Marktentwicklung aufgrund der fehlenden Standardisierung und der Fragmentierung des Marktes noch gebremst. Bestehende Lösungen decken häufig nur bestimmte Arten von Assets bzw. Use Cases ab und die Integration in vorhandene Investmentprozesse, in IT- und Business-Infrastruktur, steht häufig noch nicht im Fokus. Darüber hinaus sind noch nicht alle bzgl. Digital Assets relevanten Bereiche reguliert.

Mit der Schließung von Regulierungslücken, was zu einer höheren Rechtsicherheit führt, der Konsolidierung der Anbieter und Standardisierung der Technologien werden voraussichtlich zunehmend die Skaleneffekte erreicht, um die Dynamik in den kommenden Jahren deutlich zu beschleunigen.

Umfragen, z.B. durch Laser Digital (Nomura Group) oder Fidelity Digital Assets bestätigen zudem das starke Interesse der professionellen Investoren, in Digitale Assets zu investieren und ihre Anlagen zu diversifizieren.

2. Rechtliche Rahmenbedingungen

Die Entwicklung des Marktes für digitale Assets wird durch die Schaffung eines regulatorischen Rahmens unterstützt. Hierdurch wird der Markt in geordnete Bahnen gelenkt und Rechtssicherheit sowie Planbarkeit für die Marktteilnehmer erreicht.

Es gibt verschiedene Motivationen für die Regulierung des Marktes für Digital Assets. Zu den wichtigsten gehören:

  • Förderung der Wettbewerbsfähigkeit der digitalen Branche in Europa
  • Schaffung eines Rahmens für neue Dienstleistungen
  • Hindernisse für Digitalisierung abbauen
  • Rechtssicherheit und Vertrauen bzgl. digitaler Assets herstellen
  • Investitionen in digitale Technologien begünstigen (insbesondere im Distributed-Ledger-Bereich)
  • Alternative Finanzierungsmöglichkeiten für Unternehmen schaffen
  • Stabilität des Kryptomarkts sicherstellen
  • Anlegerschutz

Die folgende Grafik zeigt einen Auszug der bereits eingeführten und geplanten regulatorischen Vorgaben mit Bezug zu digitalen Assets:

Der neueste Meilenstein zum Thema Digital Assets in Deutschland ist die Einführung der E-Aktie im eWpG durch die Annahme des Zukunftsfinanzierungsgesetzes (ZuFinG) im November 2023. Diese erweitert die bereits zuvor etablierten elektronischen Anleihen und Kryptofonds.

Stand der Technik zur Umsetzung von Kryptowertpapieren sind die Digital-Ledger-Technologie (DLT) und insbesondere Blockchains, wobei das eWpG grundsätzlich technologieoffen formuliert ist.

Regulatorische Vorgaben und Empfehlungen existieren grundsätzlich auf drei Ebenen: Global, EU und Deutschland.

Globale Vereinbarungen sind meist nicht unmittelbar bindend und werden zunächst (wie BCBS SCO60) in EU-Recht umgesetzt oder es handelt sich wie beim Financial Stability Board Framework um Empfehlungen an die jeweils zuständigen Regulatoren.

Auf europäischer Ebene ist die oben genannte, 2023 inkraftgetretene Verordnung Markets in Crypto Assets (MiCA) von besonderer Bedeutung. MiCA gilt als Europäische Verordnung in den Mitgliedsstaaten unmittelbar, bedarf also nicht der vorherigen Umsetzung in den einzelnen Mitgliedsstaaten. Hierdurch soll ein Höchstmaß an Harmonisierung erreicht werden.

Für die von MiCA nicht umfassten Wertpapiere und Fonds hat der deutsche Gesetzgeber mit eWpG und KryptoFAV die rechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen.

Die folgende Abbildung gibt einen Überblick über die wichtigsten regulatorischen Vorgaben:

Die folgenden Arten von Digital Assets können grob unterschieden werden:

Die EU-Verordnung MiCA unterscheidet E-Geld-Token (z.B. Stablecoins die an eine offizielle Währung wie den US-Dollar gebunden sind), vermögenswertreferenzierte Token und Utility Token (häufig Nutzungsrechte).

Wertpapiere bzw. Security Token sind von MiCA ausgenommen, diese fallen weiterhin unter MiFID. Non-fungible-Tokens (NFT) fallen ebenfalls nicht unter die MiCA-Regulierung.

Emittenten müssen für neue Produkte ein sog. White paper erstellen und der zuständigen Behörde anzeigen.

Eine spezielle Kategorie von Security Tokens stellen die E-Wertpapiere nach eWpG dar. Diese sind traditionellen Wertpapieren gleichgestellt und ermöglichen den Verzicht auf eine physische Verbriefung.

3. Anwendungen in der Praxis

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über verfügbare Anwendungen zum Handel sowie zur Abwicklung und Verwahrung Digitaler Assets.

Name Beschreibung
SWIAT

Steht für “Secure Worldwide Interbank Asset Transfer”. Bei der Deka-Tochter SWIAT handelt es sich um eine Blockchain-basierte Plattform zur Cross-Border-Abwicklung von Wertpapieren in Echtzeit.

Von SWIAT angebotene Lösungen sind:

  • Tokenisierung realer Assets in der Blockchain
  • Emission digital registrierter Anleihen
  • Krypto-Wertpapiere: Emissionen nach eWpG
  • WP-Leihe-Geschäfte
Smart Derivative Contract

In einem Pilotprojekt wurde bereits 2021 ein OTC-Zinsderivat in Form eines digitalen Smart Derivative Contracts („SDC“) gehandelt und das Settlement über die Deutsche Börse abgewickelt. Beteiligt waren DZ Bank und BayernLB.

Ein ähnliches Testgeschäft wurde 2022 zwischen DZ Bank und Union Investment, also diesmal unter Beteiligung eines Asset Managers, für einen Zinsswap als Smart Derivative Contract (SDC) abgewickelt. Die daraus resultierenden Zahlungen wurden mit Hilfe eines Settlement Tokens, einer digitalen Kontoverwaltung, über den SEPA Zahlungsverkehr in Echtzeit ausgeführt.

SettleMint

SettleMint wurde 2016 in Leuven, Belgien gegründet.

Bei SettleMint handelt es sich um eine branchenübergreifende Low-Code-Plattform zur Entwicklung von Blockchain-Anwendungen.

Im Kontext Finanzen und Asset Management bietet SettleMint ebenfalls die Möglichkeit zur Tokenisierung realer Assets. Die tokenisierten Assets können dann auf der Plattform gehandelt werden.

Fundsonchain

Die Funds on chain GmbH ist ein Start-up-Unternehmen mit Sitz in Saarbrücken. Mit der Plattform fundsonchain entwickelt es eine volldigitalisierte Abwicklung von Investmentfonds und schafft zudem neue Formen der digitalen Fonds-Distribution.

Die Plattform ermöglicht eine volldigitalisierte Fondsabwicklung tokenisierter Fondsanteile auf der Basis der Distributed Ledger Technologie (DLT).

SWIFT Tokenized Assets SWIFT führte mit Kooperationspartnern aus dem Finanzbereich und Marktinfrastrukturanbietern eine Reihe von Experimenten durch, um den globalen Austausch tokenisierter Assets über seine Infrastruktur zu ermöglichen. Hierbei soll digitales Zentralbankgeld (CBDCs) mit digitalen Assets und bestehenden sowie neuen Zahlungssystemen verknüpft werden.
D7 Deutsche Börse

D7 ist eine digitale Emissionsplattform der Deutschen Börse, welche neben der Emission auch den Nachhandel (Abwicklung und Verwahrung) abdeckt.

Die Plattform ist rein digital, d.h. Wertpapiere müssen darin digital bzw. tokenisiert vorliegen, sie bietet aber die Möglichkeit der Vernetzung mit anderen Plattformen.

D7 besteht aus den folgenden Komponenten:

  • D7 Digitiser: Emission digitaler Wertpapiere (manuell über GUI oder mittels API, welche Massenemissionen ermöglicht)
  • D7 CeFi: Zentralregister gemäß §12 eWpG
  • D7 DeFi: Dezentrales Kryptowertpapierregister gemäß §16 eWpG
  • D7 Streamer: Konnektivität über API, Verteilung der Daten an Marktteilnehmer
Enzyme

Enzyme Finance ist ein auf der Ethereum Blockchain basierendes Protokoll und eine Plattform für das dezentralisierte Asset Management (DeFi).

Durch Enzyme wird das Ziel verfolgt, den Zugang zum Asset Management zu vereinfachen und Beschränkungen aufzuheben, u.a. durch Verzicht auf eine Mindestanlagesumme oder hohe Management Gebühren. Anleger/innen können ihr Risikoprofil hinterlegen, wodurch unpassende Risikoprofile und Investmentstrategien herausgefiltert werden. Darüber hinaus können sie sich mit anderen Nutzern bzgl. Anlagestrategien austauschen, eigene Portfolien managen oder in Fonds anderer Nutzer investieren.

UI Enlyte Enlyte ist ein im Jahr 2020 von Universal Investment gegründetes FinTech Unternehmen. Es bietet eine End-to-End Investmentplattform mit Funktionalitäten, die institutionelle Investoren, Fondsinitiatoren und Asset Manager benötigen, um Order, Trading, Execution und die Verwahrung digitaler Assets zu erleichtern.
DZ Bank Digitalverwahr-plattform

Die genossenschaftliche DZ Bank ist mit einem Volumen von über 300 Mrd. EUR die derzeit drittgrößte Verwahrstelle in Deutschland, und die größte Verwahrstelle mit Sitz in Deutschland.

2022 hat die Bank mit dem Aufbau einer digitalen Verwahrplattform für institutionelle Kunden auf Blockchain-Basis begonnen. Hier werden zunächst Kryptowertpapiere nach eWpG in die Verwahrung genommen, wie beispielsweise eine Krypto-Anleihe von Siemens, welche die Union Investment und die DZ Bank zuvor gezeichnet hatten.

Zusätzlich hat die DZ Bank eine Kryptoverwahrlizenz bei der BaFin beantragt, um zukünftig auch Kryptowährungen wie Bitcoin für institutionelle Kunden verwahren zu können. Zudem soll der Kreis der Kunden von institutionellen Kunden auf Privatkunden ausgeweitet werden. Dies soll in Kooperation mit dem IT-Dienstleister Atruvia umgesetzt werden.

Tabelle 1: Überblick zu Anwendungen mit Bezug zu Digital Assets

4. Anadeo Thesen

Für Asset Manager stellt sich die Frage, was dies für die Front-to-Back Prozesse bedeutet, welche Vorteile die neuen Technologien bieten, und wie hier ein hoher Automatisierungsgrad erreicht werden kann.

Zu den Potenzialen der neuen Technologien und Prozessen zählen:

Wir haben sowohl im Front Office als auch Middle Office und Back Office Anpassungsbedarf identifiziert, wobei die Anpassungen maßgeschneidert für den individuellen Investmentprozess und die spezifischen Anforderungen erfolgen sollten. Diese würden wir bei Interesse gerne mit Ihnen diskutieren.

Aus der vorhergehenden Argumentation leitet Anadeo die folgenden Thesen ab:

  • These 1: Wir gehen davon aus, dass in den nächsten Jahren ein hybrider Ansatz verfolgt wird, weil traditionelle Assets weiterhin noch für viele Jahre benötigt werden. Dies erfordert eine Integration digitaler Assets in bestehende Investmentprozesse, was individuell für die Anforderungen der Asset Manager erfolgen muss.
  • These 2: Das Volumen digitaler Assets wird stark wachsen, daher ist Skalierbarkeit und Prozessautomatisierung von großer Bedeutung.
  • These 3: Um vom wachsenden Markt für digitale Assets zu profitieren und wettbewerbsfähig zu bleiben, sollten Asset Manager schon jetzt die Weichen für die Integration digitaler Assets in die eigenen Prozesse stellen.
  • These 4: Die neue Technologie bietet die Möglichkeit, den Prozess der Bereitstellung von Collaterals zu optimieren.

5. Anadeo Services

In den folgenden Abbildungen wird ein mögliches Vorgehen zur Integration von Blockchain-Technologien in aktuelle Geschäftsmodelle und in diesem Zusammenhang von Anadeo angebotene Dienstleistungen aufgezeigt.

Um das Thema Digital Assets oder Projekte in diesem Umfeld mit uns zu diskutieren, schreiben Sie gerne eine E-Mail an info@anadeo.com oder rufen Sie an unter 06196 7694770.

6. Referenzen

Anadeo hat bereits diverse Projekte zu den Themenbereichen Regulatorik, Schnittstellen, Prozessen, Automatisierung und GAP-Analysen durchgeführt.

Ein herausragendes Projekt umfasste die Eigenentwicklung des vollständigen Solvency II Reportings für Wertpapiere, bei dem Anadeo die Projektplanung, Organisation sowie die Koordination von Business Analysten und Entwicklern übernahm. In einem weiteren Vorhaben wurde die technische Umsetzung zur Erweiterung von Exportschnittstellen in SimCorp Dimension zur Beladung des Reporting Data Warehouses realisiert. Anadeo leitete zudem die Implementierung eines neuen Portfoliomanagement-Systems mit Stammdaten, einschließlich der Anbindung einer neuen Datenquelle an Markit EDM DWH, der Entwicklung von Mastertabellen und Datenqualitäts- sowie Konsistenzchecks. Weitere Projekte beinhalteten die technische und prozessuale Optimierung des Limit Controllings, die Konfiguration des SCD sowie die Implementierung von Aladdin Front und Middle Office inklusive Schnittstellen und Prozessen. In den Jahren 2014-2015 lag der Fokus auf der Optimierung der Systemperformance im Bereich SCD und dem Redesign der Prozesse in der Fondsbuchhaltung. Im Zeitraum 2016-2017 leitete Anadeo den Proof of Concept für Aladdin Accounting als alleiniges IBOR. Bei verschiedenen RFI/RFP-Projekten für Compliance-Software, einschließlich MADII MAR, COI und PRIIPs, übernahm Anadeo die Projektleitung für das Project Set-Up, die RFI/RFP-Dokumente, die Business- und IT-Anforderungen sowie die Beantwortung von Provider-Rückfragen. Beachtenswert ist, dass in einem der Projekte keine neue Software ausgewählt wurde, sondern die bestehende um nötige Module erweitert wurde.

Make-or-Buy Analyse Wertpapierstammdaten (2022/2023)

In dem Projekt wurden die Anforderungen an das zentrale Stammdatensystem auf Basis von Interviews der Stakeholder ermittelt. Anschließend wurden die Anforderungen (nach MoSCoW-Systematik) priorisiert und der Aufwand geschätzt. Auf Basis der geschätzten und priorisierten Anforderungen wurde eine Grundsatzentscheidung (Make-or-Buy) vorbereitet.